Liebe Freunde,
endlich hört Ihr mal wieder von mir. Ich hoffe, es geht allen gut und ihr seid wunderbar in den Herbst gekommen.
Mit Amina geht es weiter. Ich mache mit beim NaMoWriMo und da habe ich jetzt den Einstieg gefunden.
Amina und Marco sind nun in Amsterdam angekommen. Hier seht Ihr den Anfang...lest hinein und wer mag, gibt mir feedback:
Liebste Grüße von Gerwine
„Dem Aufrichtigen geht die Ehre vor dem Reichtum“
Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 – 1669)
Prolog
Wir
treffen Amina auf höchst ungewöhnliche Weise wieder, die mit ihrem Ehemann
Marco die Reise nach Amsterdam geschafft hat, den Weg gefunden, größtenteils zu
Fuß…den Zeiten des Krieges geschuldet,
zwischendurch auch mal mit Kutschen.1632 verließen sie Seligenstadt am Main,
Amina nun frei als Marcos Ehefrau, der Mörder Arnulf von Edens war gefunden
worden und Amina schuldlos. Immer auf
der Hut, denn es ist eine gefährliche Reise und sehr unsichere Zeiten. Die
Niederlande hatten jahrelang Krieg mit Spanien geführt, 1632, als Amina und
Marco Seligenstadt verließen, begannen endlich Verhandlungen zwischen Spanien
und den Niederlanden. Dennoch zog sich
der Krieg weitere 16 Jahre hin. Soldaten und Räuber waren überall zu finden,
besonders auf dem Land besaßen sie Verstecke und überfielen Reisende. Amina und
Marco zogen in den Norden der Niederlande, also nach Brabant. Die nördlichen
Niederlande sahen die südlichen als Bollwerk gegen das starke Frankreich. Eine
Einigung mit Spanien würde dieses Konzept festigen. Die Bevölkerung lebte also
in einem Krieg, der sie zwar nicht so tangierte wie die Kriegshandlungen in
Deutschland die Bevölkerung drangsaliert hatte, aber die Spaltungen zwischen
Katholiken und Calvinisten sowie die Diskussion über den Waffenstillstand
bewegten die Bevölkerung, zumal dieses Problem an den Universitäten des Landes
kontrovers diskutiert wurde.
Friedrich
Heinrich war der Statthalter Amsterdams geworden, nachdem sein Bruder Moritz
von Oranien gestorben war. Heinrich war innen- und außenpolitisch so
erfolgreich, dass 1632 Verhandlungen mit Spanien begonnen werden konnten.
Rembrandt
van Rijn wohnte ein Jahr später, 1633, im Haus des Kunsthändlers Hendrik van
Uylenburgh. Er hatte zwei Gemälde für
Friedrich Heinrich, den Statthalter, beendet. Im Haus dieses Kunsthändlers
lernte er Saskia von Uylenburgh kennen, eine Cousine Hendriks. Rembrandt war
also in einem glücklichen Zustand der Verliebtheit, als Amina und Marco bei ihm
vorsprachen. Bald sollte die Verlobung zwischen Rembrandt van Rijn und Saskia
von Uylenburgh stattfinden, am 5. Juli 1633.
Amina
und Marco hatten es in die Stadt Amsterdam geschafft, im Frühjahr 1633
erreichten sie es. Sie erlebten eine Stadt voller Leben, viele Menschen trugen
saubere, farbenprächtige Kleider, glänzende Stoffe in Längen, die auf der
Straße schleppten. Es war die arbeitende Bevölkerung, die sie sahen, Mägde, die
zum Markt strebten, Hausfrauen, die eine Besorgung zu machen hatten, die keine
Magd erledigen konnte oder sollte – trotz der Arbeit schwangen die Röcke weit,
die Kragen breiteten sich ausladend über Schultern von Frauen und Männern.
Amina staunte, diese Pracht hatte sie selbst im Haus der von Edens in Hörstein
nie gesehen. Sie selbst trug ihre Hose und eine Spitzenbluse, darüber eine
braune warme, weite Jacke, genau wie Marco, sie hatten sich unterwegs auf ihrer
Reise diese Sachen gekauft, so dass sie es bequem hatten. Ihr Haar, das sie für
die Flucht abgeschnitten hatte, war gewachsen und ringelte sich auf ihren
Schultern. Ihr Gesichtsausdruck war offen und freundlich. Marco war groß und
kräftig, er trug seine Malutensilien und einen Reisesack, manchmal noch Aminas
dazu. Beide waren müde nach der langen Strapaze, doch sie hatten immer wieder
unterwegs ein Bett gefunden und die letzte Nacht in einem Gasthof in einem
Vorort Amsterdams gefunden, wo sie sich frischmachen konnten und einen guten
Eindruck machen würden, auf der Suche nach Rembrandt.
Sie
fragten sich zu Rembrandt durch. Als sie vor dem Haus standen, klopften ihre
Herzen.
Marco
bediente den Türklopfer, golden auf grünem Grund. Langsam öffnete sich die Tür.
Eine junge Frau mit gestärkter weißer Haube und einem freundlichen Gesicht
öffnete. Blondes Haar schaute aus der Haube vor. Ihre strahlend weiße Bluse
bedeckte eine himmelblaue Schürze über einem dunkelblauen in weiten Falten
fallenden Rock. Sie blickte fragend auf die beiden.
„Wir
suchen Herrn Rembrandt van Rijn! Wohnt er hier!“
„Wen
darf ich melden?“ fragte sie.
„Marco
und Amina Lanzetti aus Deutschland, bitte!“
„Wartet
hier bitte!“ Sie schließt die Tür und die beiden schauen sich an.
Sie
warten eine Weile, dann öffnet sich die Tür wieder und die junge Frau hebt den
Arm und winkt sie herein.
„Bitte
folgt mir!“ Sie geht durch einen langen Flur, an dessen Wänden Gemälde hängen.
Vor einem Raum mit offener Tür bleibt sie stehen und kündigt die beiden an. In
einem großen Sessel sitzt ein junger, kräftiger Mann. Dunkle halblange Locken
fallen um sein Gesicht. Er steht auf und schaut ernst auf die beiden, seine
vollen Lippen lächeln, er streckt seine
Hand aus und schüttelt beiden die Hände.
Marco ist aufgeregt, aber trägt
Rembrandt ruhig vor, dass sein Lebenstraum sei, bei ihm Lehrling zu werden.
„Darf
ich?“ und als Rembrandt nickt, zieht er
seine Mappe vor, er zeigt ihm seine Bilder, entrollt Leinwände, berichtet über
sein und Aminas Leben und stellt sie ihm als seine Frau vor.
Rembrandt
konnte nicht glauben, was er sah. Ein Paar, das kilometerweit nach Amsterdam
gekommen war, um bei ihm, Rembrandt vorzusprechen. Er sah zwei, die auf einen
Strohhalm hofften, die sich so sehr wünschten, Ruhe zu finden und zu arbeiten.
In diesen Zeiten. Er erklärte ihnen, dass er nicht in seinem eigenen Haus
wohnte und ihnen nichts bieten konnte außer einem kleinen Raum neben seinem
Atelier und Verpflegung. Er fragte Amina, ob sie schwanger sei. Sie verneinte
errötend. Dann erzählte er ihnen von seiner bevorstehenden Verlobung und fragte
Amina, ob sie sich vorstellen könne, Saskia beizustehen, seiner zukünftigen
Frau. Ihre eigene Dienerin sei gerade niedergekommen und könne sich nicht
vorstellen, mit Saskia nach Amsterdam zu kommen.
„Ein Wunder
ist geschehen,“ flüstert Amina dankbar, kniet nieder und will Rembrandt die
Hand küssen. Er entzieht sie ihr und hilft ihr auf.
Marco
Lanzetti wird sein Lehrling. Er zeigt ihm persönlich die Kammer, wo er mit
Amina wohnen kann. Die Verlobungsvorbereitungen nehmen ihren Lauf. Saskia
erwies sich als umgängliche Herrin. Sie war freundlich und nicht allzu
launisch. Die ersten Wochen zeigten sich als sehr anstrengend, für Marco und
auch für Amina. Beide lernten niederländisch, indem sie die neuen Wörter
aufschnappten und in ihrem Gedächtnis bewahrten. Sie konnten ihr Glück kaum
fassen.
Marco ist aufgeregt, aber trägt Rembrandt ruhig vor, dass sein Lebenstraum sei, bei ihm Lehrling zu werden.